21.02.2022
Pilotprojekt Videodolmetsch unterstützt Eltern und entlastet Kinder
Internationaler Tag der Muttersprache am 21. Februar
Vielfalt gehört zur DNA von Wien. Rund 250 Sprachen werden laut Statistik Austria in der Bundeshauptstadt gesprochen. Im Krankenhaus kann das mit besonderen Herausforderungen einhergehen. Besonders dann, wenn Kinder als Patient*innen aufgenommen werden, deren Eltern wenig Deutschkenntnisse haben. An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde wurde daher das Pilotprojekt Videodolmetsch initiiert.
Kinder zählen zu den besonders vulnerablen Patient*innengruppen. Ihr körperlicher und seelischer Stress ist bei einem Krankenhausaufenthalt oft besonders groß. Auch für ihre Angehörigen ist die Situation meist besonders belastend. Medizinischen Aufklärungsgesprächen über den Gesundheitszustand des Kindes zu folgen, ist für viele Eltern herausfordernd. Umso schwieriger ist dies, wenn Deutsch nicht die eigene Muttersprache ist. Für Gespräche, die im Vorfeld geplant werden können, werden zwar bereits seit längerem Dolmetscher*innen hinzugezogen. Doch in akuten Situationen, aber auch im Krankenhausalltag fehlt oft die Möglichkeit, dass das Behandlungsteam mit den Eltern in einer anderen Sprache kommunizieren kann. Diese Situation verunsichert und belastet Eltern und Kinder, die in solchen Situationen manchmal die Rolle der Übersetzer*innen einnehmen müssen.
Um Familien bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten, kommt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde seit 2020 Videodolmetsch zum Einsatz. In dem Pilotprojekt können Dolmetscher*innen zeitlich flexibel online vom Behandlungsteam hinzugezogen werden. Die unkomplizierte Möglichkeit, durch Videodolmetsch Eltern in ihrer Muttersprache zu informieren und zu beraten, wirkt sich günstig auf den Krankenhausaufenthalt von Kindern aus. "Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass das Angebot Eltern ermutigt, ihr Kind beim stationären Aufenthalt zu begleiten und Hemmungen, ihr Kind mit zu betreuen, dadurch abgebaut werden können", berichtet Gildzana Kablarevic von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, die als diplomierte Pflegeperson auf der neonatologischen Intensivstation tätig ist und als Schwerpunkt zum Thema kultursensible Pflege arbeitet.
Persönliche Information über Untersuchungen und Therapien in Muttersprache
Am häufigsten wird das Videodolmetsch-Angebot für so genannte Edukations- und Aufklärungsgespräche genutzt. Bei diesen Gesprächen informiert das multidisziplinäre Behandlungsteam die Eltern über den Gesundheitszustand ihres Kindes sowie über Untersuchungen, Behandlungen und Therapien, beispielsweise zum Umgang mit einer Diabetes-Erkrankung, Heimdialyse oder Hygienemaßnahmen. Diese Gespräche werden im Vorfeld organisiert und finden zu einem vereinbarten Termin statt. Die Dolmetscher*innen werden via Webcam zugeschalten.
Übersetzung in Akutsituation spontan möglich
In akuten Situationen kann das Videodolmetsch-Angebot auch ohne Voranmeldung in Anspruch genommen werden. An einigen bettenführenden Stationen der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde stehen dafür mit Tablets mobile Geräte zur Verfügung.
Besonders wichtig ist die schnelle und unkomplizierte Möglichkeit, Eltern in ihrer Muttersprache zu informieren, auch im intensivmedizinischen Bereich. Hier ist die Anspannung meist groß und das Verständigen in einer Fremdsprache besonders schwierig. Auf der neonatologischen Intensivstation finden die sensiblen Dolmetsch-Gespräche in einem eigenen Raum statt, der vom Patient*innenbereich abgetrennt und mit den entsprechenden Geräten ausgerüstet ist.
Interne Erhebung zeigte Bedarf an Erweiterung der Dolmetsch-Leistungen
In einer internen Erhebung wurde festgestellt, dass an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in einem Zeitraum von vier Wochen Patient*innen mit 35 verschiedenen Muttersprachen ambulant oder stationär behandelt wurden und rund 850 Gespräche mit Familien aufgrund von Sprachbarrieren nicht oder nur unzureichend durchgeführt werden konnten. Ergänzend zum bestehenden Dolmetsch-Angebot wurde mit dem Pilotprojekt "Videodolmetsch" eine Möglichkeit geschaffen, um Eltern verstärkt und zeitlich flexibel in ihrer Muttersprache informieren und beraten zu können.
Mehr als Sprache: Qualitätsvolle Patient*innenversorgung braucht kultursensible Kompetenz
Qualitätsvolle Versorgung im Krankenhaus, die sich an den Patient*innen orientiert, basiert auf erfolgreicher Kommunikation. Dafür ist die Sprache ein wichtiger Eckpfeiler. Für das Verstehen der Patient*innen braucht das Behandlungsteam aber auch eine Sensibilität für verschiedene sozio-kulturelle Hintergründe und Prägungen. Unter dem Schlagwort "kultursensible Kompetenz" wird das Verstehen über Kulturen hinweg im Universitätsklinikum AKH Wien durch eigene Fort- und Weiterbildungen gefördert. "Schmerzen werden in verschiedenen Kulturen unterschiedlich ausgedrückt. Ein Wissen und Sensibilität dafür aufzubauen, ist besonders für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen wichtig", so Gildzana Kablarevic, die gemeinsam mit Kolleg*innen Fortbildungen zum Thema Schmerzmanagement bei Kindern im Universitätsklinikum AKH Wien durchführt.
Kinder zählen zu den besonders vulnerablen Patient*innengruppen. Ihr körperlicher und seelischer Stress ist bei einem Krankenhausaufenthalt oft besonders groß. Auch für ihre Angehörigen ist die Situation meist besonders belastend. Medizinischen Aufklärungsgesprächen über den Gesundheitszustand des Kindes zu folgen, ist für viele Eltern herausfordernd. Umso schwieriger ist dies, wenn Deutsch nicht die eigene Muttersprache ist. Für Gespräche, die im Vorfeld geplant werden können, werden zwar bereits seit längerem Dolmetscher*innen hinzugezogen. Doch in akuten Situationen, aber auch im Krankenhausalltag fehlt oft die Möglichkeit, dass das Behandlungsteam mit den Eltern in einer anderen Sprache kommunizieren kann. Diese Situation verunsichert und belastet Eltern und Kinder, die in solchen Situationen manchmal die Rolle der Übersetzer*innen einnehmen müssen.
Um Familien bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten, kommt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde seit 2020 Videodolmetsch zum Einsatz. In dem Pilotprojekt können Dolmetscher*innen zeitlich flexibel online vom Behandlungsteam hinzugezogen werden. Die unkomplizierte Möglichkeit, durch Videodolmetsch Eltern in ihrer Muttersprache zu informieren und zu beraten, wirkt sich günstig auf den Krankenhausaufenthalt von Kindern aus. "Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass das Angebot Eltern ermutigt, ihr Kind beim stationären Aufenthalt zu begleiten und Hemmungen, ihr Kind mit zu betreuen, dadurch abgebaut werden können", berichtet Gildzana Kablarevic von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, die als diplomierte Pflegeperson auf der neonatologischen Intensivstation tätig ist und als Schwerpunkt zum Thema kultursensible Pflege arbeitet.
Persönliche Information über Untersuchungen und Therapien in Muttersprache
Am häufigsten wird das Videodolmetsch-Angebot für so genannte Edukations- und Aufklärungsgespräche genutzt. Bei diesen Gesprächen informiert das multidisziplinäre Behandlungsteam die Eltern über den Gesundheitszustand ihres Kindes sowie über Untersuchungen, Behandlungen und Therapien, beispielsweise zum Umgang mit einer Diabetes-Erkrankung, Heimdialyse oder Hygienemaßnahmen. Diese Gespräche werden im Vorfeld organisiert und finden zu einem vereinbarten Termin statt. Die Dolmetscher*innen werden via Webcam zugeschalten.
Übersetzung in Akutsituation spontan möglich
In akuten Situationen kann das Videodolmetsch-Angebot auch ohne Voranmeldung in Anspruch genommen werden. An einigen bettenführenden Stationen der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde stehen dafür mit Tablets mobile Geräte zur Verfügung.
Besonders wichtig ist die schnelle und unkomplizierte Möglichkeit, Eltern in ihrer Muttersprache zu informieren, auch im intensivmedizinischen Bereich. Hier ist die Anspannung meist groß und das Verständigen in einer Fremdsprache besonders schwierig. Auf der neonatologischen Intensivstation finden die sensiblen Dolmetsch-Gespräche in einem eigenen Raum statt, der vom Patient*innenbereich abgetrennt und mit den entsprechenden Geräten ausgerüstet ist.
Interne Erhebung zeigte Bedarf an Erweiterung der Dolmetsch-Leistungen
In einer internen Erhebung wurde festgestellt, dass an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in einem Zeitraum von vier Wochen Patient*innen mit 35 verschiedenen Muttersprachen ambulant oder stationär behandelt wurden und rund 850 Gespräche mit Familien aufgrund von Sprachbarrieren nicht oder nur unzureichend durchgeführt werden konnten. Ergänzend zum bestehenden Dolmetsch-Angebot wurde mit dem Pilotprojekt "Videodolmetsch" eine Möglichkeit geschaffen, um Eltern verstärkt und zeitlich flexibel in ihrer Muttersprache informieren und beraten zu können.
Mehr als Sprache: Qualitätsvolle Patient*innenversorgung braucht kultursensible Kompetenz
Qualitätsvolle Versorgung im Krankenhaus, die sich an den Patient*innen orientiert, basiert auf erfolgreicher Kommunikation. Dafür ist die Sprache ein wichtiger Eckpfeiler. Für das Verstehen der Patient*innen braucht das Behandlungsteam aber auch eine Sensibilität für verschiedene sozio-kulturelle Hintergründe und Prägungen. Unter dem Schlagwort "kultursensible Kompetenz" wird das Verstehen über Kulturen hinweg im Universitätsklinikum AKH Wien durch eigene Fort- und Weiterbildungen gefördert. "Schmerzen werden in verschiedenen Kulturen unterschiedlich ausgedrückt. Ein Wissen und Sensibilität dafür aufzubauen, ist besonders für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen wichtig", so Gildzana Kablarevic, die gemeinsam mit Kolleg*innen Fortbildungen zum Thema Schmerzmanagement bei Kindern im Universitätsklinikum AKH Wien durchführt.